– Ein Artikel von Hameed übersetzt von Claudia Hoppe –
In diesem Artikel spricht Hameed unsere „Zersplitterte Einheit“ an, stellt die Praxis des Diamond Inquiry vor und bietet eine Übung an, die uns helfen soll, mit den verschiedenen Gefühlen umzugehen, die in diesen spaltenden Zeiten in uns aufkommen.
Wir nennen diese Lehre Zersplitterte Einheit, weil sie das widerspiegelt, was wir in der Welt dieser Tage beobachten. Unsere spirituellen Erfahrungen zeigen uns, dass unsere Natur eins ist, dass wir alle das gleiche Sein haben, die gleiche Wahrheit, die uns miteinander verbindet. Die Einheit ist die Natur aller Wesen im Universum.
Anstelle dieser Einheit, sehen wir in der Welt heute das Gegenteil: Spaltung, Opposition und Polarisierung. Je mehr wir jedoch mit unserer spirituellen Natur in Berührung sind, desto mehr spüren wir die zugrunde liegende Einheit aller Menschen, aller Nationen, aller Wesen. Wir spüren, dass alle Menschen überall so sind wie wir. Sie haben den gleichen Verstand, das gleiche Herz und den gleichen Geist. Wenn wir diese Einheit erfahren, macht die Trennung keinen Sinn mehr. Wie können wir gegeneinander sein? Wie können wir uns gegenseitig verletzen und töten?
Es gibt drei Hauptfragen, die tiefgreifender diskutiert werden müssen. Wenn wir auch nur eine von ihnen tiefgründig erlernen, sind wir gut dabei. Hoffentlich werden wir bei allen dreien eine Transformation – ein neues, erfahrungsbasiertes Verständnis – erleben.
1. Wie können wir uns in dieser Zeit auf eine spirituelle Praxis einlassen? Wie können wir spirituelle Praxis ausüben und nicht durch all das, was geschieht, entgleisen?
Die Welt befindet sich in diesen Tagen in einer schwierigen Phase. Die Dinge sind unbeständig, und die Schwierigkeiten fühlen sich anders an als die Herausforderungen, die wir bisher erlebt haben. Für viele Menschen ist das beunruhigend. Naturkatastrophen, Menschen, die ihre Heimat verlieren, und politische Differenzen, die unüberwindbar scheinen, führen zu Feindseligkeit zwischen den Menschen. Die Zersplitterung findet überall statt – in Ost und West – und zeigt sich an verschiedenen Orten der ganzen Welt auf unterschiedliche Weise.
Wir befinden uns an einem Wendepunkt, an dem es so aussieht, als ob sich die Dinge zurückentwickeln, anstatt sich weiterzuentwickeln, als ob wir in ein dunkles Zeitalter eintreten könnten. Die ganze Welt scheint in eine Art Neuordnung zu stürzen, die sich als Zersplitterung, Fragmentierung, Polarisierung, Feindschaft, Opposition, Wut, Angst und Unsicherheit darüber, was zu tun ist, zeigt.
Wir wollen also für uns selbst herausfinden, wie wir unserer spirituellen Praxis verpflichtet bleiben, wie wir inmitten dieser Neuordnung geerdet bleiben, wenn wir jeden Tag mit beunruhigenden Nachrichten bombardiert werden.
2. Wie können wir die Weisheit, die wir aus unserer spirituellen Praxis haben, in unserem täglichen Leben und in der Welt zum Tragen bringen? Was können wir individuell und kollektiv in dieser Situation tun?
Der spirituelle Weg beginnt damit, dass du deine spirituelle Natur kennenlernst – deine spirituelle Natur direkt erfährst – die spirituelle Erleuchtung, die spirituelle Weisheit.
Der zweite Schritt eines jeden spirituellen Weges besteht darin zu lernen, wie wir die Erleuchtung und die Weisheit unserer spirituellen Erfahrungen in die Welt bringen können. Wie bringst du sie in dein Leben, deine Arbeit, deine Beziehungen, deine Umgebung und die Welt ein? Es geht nicht nur darum, dass wir uns selbst erfahren und das ist alles. Nein, Spiritualität umfasst die ganze Welt, wie wir lernen werden. Wir können mit der Welt aus einer lebendigeren, wacheren, menschlicheren – das heißt humaneren – Perspektive umgehen.
Wir wollen also herausfinden, was es bedeutet, ein wahrer Mensch zu sein, der seine spirituelle Natur kennt und aus dieser Natur heraus in der Welt leben kann.
3. Wie können wir die spirituelle Chance ergreifen, die sich uns durch all die chaotische Energie bietet, die in diesen turbulenten Zeiten in die Welt strömt?
In Zeiten hoher Intensität haben spirituell orientierte Menschen die Gelegenheit, diese Energie in sich zu kanalisieren und zu nutzen, um ihre spirituelle Praxis zu maximieren und zu unterstützen. Im Moment zirkuliert eine Menge freier Energie auf der Erde – Wut, Angst, Chaos.
Es gibt eine Wissenschaft, wie man die Energie, die in diesen Tagen in der Welt freigesetzt wird, nutzen kann. Wenn gesellschaftliche Strukturen auseinanderfallen, setzen sie Energie frei, genau wie physikalische Systeme. Die Energie, die uns umgibt, ist Entropie, Unordnung, Chaos, und das ist so lange beunruhigend, bis wir lernen, wie sie einem spirituellen Zweck dienen kann. Wenn wir lernen, wie das geht, können wir noch mehr zur Welt und ihrer Heilung beitragen.
Wir wollen also für uns selbst herausfinden, wie wir mit dieser unstimmigen Energie arbeiten können, damit sie zu Ordnung, Praxis, tiefer Erkenntnis und Verständnis wird.
Wir beginnen bei uns selbst. Wir werden nicht versuchen, uns mit der Ukraine oder der US-Politik zu befassen. Wir fangen nicht mit den großen Problemen der Welt an, sondern zuerst mit uns selbst.
Wir alle kommen aus verschiedenen Ländern, stammen von verschiedenen Völkern und ethnischen Gruppen ab, und das ist für uns und für diese Lehre eine gute Sache. Anstatt, dass unsere Unterschiede Probleme schaffen, wie es in der Welt um uns herum geschieht, können wir hier sehen, wie die Unterschiede unsere Erforschung und unsere Gemeinschaft bereichern. Sie spiegeln den Reichtum des Seins, welches darin seine verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten manifestiert.
Manche von uns haben Angst, manche sind wütend, und manche sind glücklich darüber, wie die Dinge laufen. Manche Menschen haben das Gefühl: „Endlich werde ich gehört, und meine Bedürfnisse werden berücksichtigt“. Es existieren viele Ansichten die etwas Wahres an sich haben. Wir könnten uns auf der einen oder anderen Seite wiederfinden. Vielleicht wollen wir uns abkapseln und in einer persönlichen Blase leben und anderen nicht zuhören.
Wir könnten sehen, dass alle ihre eigenen Interessen schützen. Sie haben das Bedürfnis, sich abzuschotten, um sich selbst, ihre Gemeinschaft oder ihr Land zu schützen. Die Menschen vertrauen einander nicht und kooperieren nicht miteinander.
Das trägt zur Zersplitterung bei, es ist Teil der Zerstückelung. Das ist es also, womit wir uns beschäftigen wollen – den unterschiedlichen Ansichten.
Wir werden hier in der Schule nicht Stellung beziehen oder eine Seite einnehmen. Wir wollen von allen hören und mit allen reden. Wir können nicht nur mit einigen Leuten reden, sonst tragen wir zur Polarisierung bei.
Jetzt werden wir eine Übung durchführen, bei der wir die primäre Praxis des Diamond Approach anwenden – Diamond Inquiry. In den letzten 50 Jahren hat sich diese Praxis als eine sehr kraftvolle Unterstützung für Menschen erwiesen, um die schwierigsten Erfahrungen, denen Menschen ausgesetzt sind, zu öffnen, zu verstehen und zu transformieren. Diese Form der Untersuchung lädt eine natürlichen Entfaltung ein, eine Art Optimierung unserer Wahrnehmung, die es erlaubt, festgefahrene Perspektiven zu lockern, während tiefere Wahrheiten enthüllt werden. Diese verkörperte Form der Untersuchung kann unser gestresstes Nervensystem beruhigen und regulieren, während wir uns mehr und mehr auf unsere spirituelle Natur einlassen.
Lass uns herausfinden, wo du stehst. Bist du ängstlich, wütend, glücklich, verwirrt, unsicher, zufrieden, erschöpft oder hast du keine Ahnung, was gerade passiert? Hast du das Gefühl, dass du nicht weißt, was du tun sollst, oder weißt du nicht, welche Haltung du einnehmen sollst? Vielleicht bist du an verschiedenen Orten und fühlst zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Dinge. Wir möchten wissen, wie sich die Geschehnisse in der Welt auf dich persönlich und auf dein Umfeld auswirken.
Inquiry Übung
Schritt 1: Wo und mit wem die Übung durchgeführt werden soll.
a. Bilde eine Übungsgruppe mit Freunden: Lade einen oder zwei Freunde ein, diese Übung mit dir zu machen. Versammele dich mit deinen Freunden persönlich oder online. Legt fest, wer als Zeitnehmer fungieren soll (ein Handy eignet sich hierfür gut).
b. Führe die Übung allein durch: Schreibe deine Fragen und Antworten 15 Minuten lang in ein Tagebuch oder sprich in ein Aufnahmegerät. Das Papier oder Gerät dient als Zeuge deiner Erfahrung. Höre dir anschließend die Aufnahme an oder lies deine Aufzeichnungen. Im zweiten Teil der Übung verbringst du 15 Minuten damit, über das nachzudenken, was du im ersten Teil gelernt hast. Du bist eingeladen, deine Überlegungen in ein Tagebuch zu schreiben oder erneut in ein Aufnahmegerät zu sprechen, damit du einen stummen Zeugen hast.
Schritt 2: Wie man die Inquiry-Übung durchführt
Sobald ihr euch versammelt habt, spricht die erste Person 15 Minuten lang, während die anderen als stille Zeugen zuhören; dann spricht die zweite Person 15 Minuten lang, während die anderen beiden still zuhören; dann spricht die letzte Person 15 Minuten lang, während die anderen beiden zuhören. Führt anschließend eine 15-minütigen Austausch darüber, was ihr bei euren eigenen Untersuchung gelernt habt und was ihr voneinander gelernt habt.
Hameed sagt, die Erfahrung nicht von einem rein mentalen Ort, sondern aus deinem Inneren heraus auszudrücken, lässt die Erfahrung in einer vollständigen, sich entfaltenden Weise zum Ausdruck kommen. Spüren deine Arme und Beine, erforsche, was du fühlst, und sprich so aufrichtig und wahrhaftig wie möglich. Auf diese Weise enthüllt das Inquiry mehr und mehr. Neue Elemente tauchen auf. Es entstehen überraschende Einsichten.
Hier ist das Thema des Inquriy, das du während der 15 Minuten erforschen kannst:
Erforsche aufrichtig, wo du dich gegenwärtig in Bezug auf Gefühle von Ärger, Angst und/oder Verwirrung befindest. Was sind deine Gefühle und Einstellungen zur gegenwärtigen nationalen und globalen Situation? Wie empfindest du die Zerrüttung, Zersplitterung und Feindseligkeit, die kulturell und global existieren? Wie bist du von den Ereignissen betroffen und wie wirkt sich das auf deine allgemeine Weltanschauung und dein persönliches Leben aus? Was tust du in deinem Inneren, in deiner spirituellen Praxis und in Bezug auf die Gesellschaft und politische Themen?
Vielen Dank für diese Fragen, die mir geholfen haben, mich aufzuräumen, zu sehen wo ich hart werde aber auch, wo in mir bereits Hoffnung keimt.