Nicht-Wissen, ein Tor zur Essenz des Seins

Diamond Approach begegnet Kontemplation und Zen

Es gibt verschiedene Arten und Kategorien von Wissen in uns, auch das „wissende Nichtwissen“. Dieses Thema ist in allen großen spirituellen Traditionen eine zentrale Erfahrung. „Nicht-Wissen“ öffnet Tore in uns – für alles Neue, das in die Welt kommen will – und verbindet uns mit tieferen Dimensionen, der Essenz allen Seins.

Im Retreat-Wochenende werden wir in diese Thematik eintauchen und uns ihr von verschiedenen Seiten und Wegen her annähern: durch Meditationen, Kontemplation, bewusster, achtsamer Bewegung und durch Erkundungen / Inquiries im Diamond Approach. Außerdem wird es immer wieder kurze Impulsvorträge geben und auch Möglichkeiten zum persönlichen Austausch mit den Kursleitern.

Die Evolution hat uns Menschen das Ich-Bewusstsein, Verstand, fünf Sinne, Emotionen, Sprache und den aufrechten Gang gegeben. Dies ermöglicht eine große Entfaltung von Wissen, Kenntnissen, Fähigkeiten sowie der Welt- und der Selbsterklärung. Wenn diese Qualitäten sich verbinden mit Empathie und Respekt, entsteht viel Positives. Verbinden sie sich jedoch mit Egoismus, Macht- und Geldgier, werden sie zerstörerisch, verursachen Gewalt, Ausbeutung und Ungerechtigkeit.
Viele Menschen ahnen oder erleben zusätzlich zu den oben genannten Qualitäten eine Wirklichkeit, die über das rationale Wissen hinausgeht. In diesem Nicht-Wissen öffnet sich eine religiöse Dimension des Seins, die als vollkommen wahr erfahren wird.
In den großen Weisheitstraditionen des Westens und des Ostens ist das Nicht-Wissen ein zentraler Begriff, so auch in der Kontemplation, im Zen und im Diamond Approach.
Was kann Nicht-Wissen für uns heutige Menschen bedeuten, die wir in einer Zeit rasanter und vielleicht nicht mehr steuerbarer Entwicklungen und den damit einhergehenden Unsicherheiten leben?
Auf die Frage nach Sinn und Halt geben die Übungswege dieser spirituellen Traditionen erlebbare Antworten.
Schweigen und Stille, Achtsamkeit und Gewahrsein öffnen Körper und Geist für die Erfahrung des alles umfassenden Eins-Seins. Worte können ES nicht benennen. ES zeigt sich als jeder Augenblick und als jede Form des Lebens. Wir sind nicht getrennt.
Mut, Kraft, Klarheit, Freude, Liebe und Mitempfinden wachsen aus dieser Gewissheit und fließen in unser Leben, unsere Aufgaben und Beziehungen ein.

Der Benediktinerpater David Steindl-Rast drückt es so aus:
„In allem, was es gibt,
spürt unser pochendes Herz
den Pulsschlag einer großen Gegenwart:
Sie ist ein unergründliches Geheimnis,
aus dem jeden Augenblick alles hervorkommt.“

Das Bedürfnis die „Realität“ zu erkunden und wirklich etwas zu wissen, ist ein tief angelegter, lebendiger, dynamischer Drang im Menschen. Die Freude am Entdecken und das Staunen über die gemachten Erfahrungen beginnt mit der Geburt, durchzieht das ganze Leben – und es ist schön und erfüllend, wenn wir das Staunen immer wieder lebendig erhalten können.

Und doch führt dieser Drang nach wirklichem Wissen, wenn wir ihm konsequent nachgehen, auf fast mysteriös erscheinende Grenzen, auf widersprüchliche Wahrheiten, auf Paradoxien. Und je tiefer, existentieller unsere Suche ist, desto unaussprechlicher, „unwissbarer“, wird das Erfahrene.

„Das Tao, das man sagen kann, ist nicht das ewige Tao“ heißt es im TaoTeKing.
Goethe lässt Faust sagen: „Ich sehe, dass wir nichts wissen können.“ Diese Einsicht ist etwas völlig anderes, als nur nichts zu wissen. Manchmal wird diese Erkenntnis so beschrieben: „Die Summe allen Wissens ist, nichts zu wissen“. Auch im Christentum gibt es die Erfahrung, dass das Absolute, dass Gott unkennbar ist – und Sokrates sagte seinen berühmten Satz: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

Dieses Thema des „wissenden Nichtwissens“ zieht sich durch alle großen spirituellen Traditionen. Denn was wir normalerweise wissen, wissen wir durch Worte und Konzepte, die wir aus der Vergangenheit erworben haben.

Nichtwissen ist die Tür zu wahrem, direktem, immer frischem Wissen. Das innere Erkunden (Inquiry) der momentanen subjektiven Erfahrung ist eine Reise in Präsenz, in Gegenwärtigkeit. Basierend auf Liebe zur Wahrheit und dynamischer Offenheit, ist es eine Reise des Staunens, ein Abenteuer des Entdeckens.

Die Flamme dieser Suche entzündet sich nur, wenn wir unser Nichtwissen akzeptieren. Das ist ein Weg, auf dem sich das tiefe Sein mit seinen ganz eigenen, immer neuen Geheimnissen entfalten kann.

Kursleitung:
Andreas Götzinger, Ridhwan-Lehrer
Regine Weiß, Kontemplationslehrerin, Zen Praktizierende

Anmeldeschluss: 18.12.2025

Beginn am 26.12. um 17.00 Uhr | Ende am 28.12. um ca. 14.00 Uhr

Vorgesehene Kurszeiten:
8:00 – 8:30 Uhr, 10:00 – 13.00 Uhr, 19.30 – 22:00 Uhr.
Die Zeit am Samstag von 16.00 – 18.00 Uhr bietet die Möglichkeit zum Gespräch mit den Kursleitern.

Kosten für den Kurs: 200 €

Kosten für Unterkunft und Verpflegung:
Die Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbad kosten pro Nacht € 40,- + Kurtaxe (€ 1,50)

Ein Einzelzimmer mit eigener Dusche + WC € 45,- + Kurtaxe

Ein Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad kostet pro Nacht € 65,- (für 2 Personen) + Kurtaxe
 
Vegetarische (auf Anfrage auch vegane) Vollverpflegung mit biologischen Lebensmitteln pro Person und Tag € 40,-

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert